Ensemble BrassAdventure der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Aufgeführt beim Jubiläumskonzert zu Ehren Bruckners 200. Geburtstag am 10. April 2024 im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Wien. Veranstalter: Österreichisches Zentrum für Digitale Geisteswissenschaften und Kulturelles Erbe. Kamera: Maria Wiederänders ACDH-CH.
Leitung: Raphael Stieger. Musiker:innen: Sebastian Glaser, Christoph Propst, Georg Weirer (Trompete), Maximilian Kerschbaummayr, Jonas Ellensohn, Tobias Rössler, Afra Vögel (Horn), Severin Keller, Lukas Ludescher, Niklas Pöttinger (Posaune), Robert Klugseder, Andreas Schönthaler (Tuba)
Der Kirchenmusiker und Komponist Vinzenz Goller, 1873 in Südtirol geboren, ist der Arrangeur der beiden imposanten Fanfaren über Themen aus der 5. Symphonie und der Vertonung des 112. Psalms Anton Bruckners. Gollers kompositorisches Schaffen konzentrierte sich vor allem auf liturgische Gebrauchsmusik, die, wie seine sog. „Loreto-Messe“, auch heute noch zum Repertoire vieler Kirchenchöre gehört. Goller machte sich in der 1910er und 20er Jahren einen Namen als Begründer und Leiter der damals in Klosterneuburg angesiedelten Kirchenmusikabteilung der „Wiener Musikakademie“, also der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst. Dem von ihm hochverehrten Meister widmete Goller auch ein Festpräludium für Orgel, das vermutlich 1932 zum ersten Mal bei einer Bruckner-Gedenkfeier in Klosterneuburg aufgeführt wurde.
Die beiden Fanfaren scheinen lange Zeit nicht mehr aufgeführt worden zu sein. Einer der Gründe dafür ist sicher der hohe Schwierigkeitsgrad, der von den Blechbläserinnen und Blechbläsern ein hohes technisches und künstlerisches Können verlangt.
Wir wissen von einigen Aufführungen zu Lebzeiten Gollers in den 1930er Jahren. Die Uraufführung fand am 27. April 1930 im Rahmen des Brucknerfestes in Leitmeritz statt. Unter den späteren Ausführenden finden sich keine geringeren als Mitglieder der Wiener Philharmoniker, die das elfstimmige Arrangement für drei Trompeten, vier Hörner, drei Posaunen und Basstuba u.a. bei einer Gedenkfeier am Bruckner-Denkmal im Stadtpark anlässlich des Wiener Brucknerfestes des Jahres 1936 zu Gehör brachten.
Es ist erfreulich, dass sich das Ensemble BrassAdventure der Universität für Musik und darstellende Kunst unter Leitung von Raphael Stieger bereit erklärte, die Fanfaren einzustudieren, wiederaufzuführen und somit der Vergessenheit zu entreißen. Robert Klugseder stieß bei Recherchearbeiten in der Österreichischen Nationalbibliothek auf das Stimmenmaterial und bereite die Noten in Form einer Neuedition für die Wiederaufführung vor.
Das prägnante Posaunen-Thema aus der 5. Symphonie kann vermutlich als die bekannteste Melodie Bruckners gelten. Diese Berühmtheit verdankt das Thema einer Verwendung in einem Rocksong, in dem es in leicht erweiterter Form verarbeitet wird. Der Hit „Seven Nation Army“ der US-amerikanischen Band „White Stripes“ ist weltweit bekannt. Das Lied ist auf jeder Rock-Playlist zu finden und wird bei vielen Fußballmatches von den Fans mitgesungen.